Paxlovid führt nicht zu mehr positiven Corona-Tests

Angeblich erzeuge das Medikament Paxlovid Nebenwirkungen, die einer COVID-19 Erkrankung ähneln und eine Vielzahl von falsch-positiven Tests hervorrufe. Doch das Arzneimittel wird erst nach einem positiven Test eingesetzt, Überschneidungen gibt es lediglich beim Geschmacksverlust.

Autor: Mimikama

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Die Behauptung

Angeblich erzeuge das Medikament Paxlovid Nebenwirkungen, die einer COVID-19 Erkrankung ähneln und eine Vielzahl von falsch-positiven Tests hervorrufe.

Unser Fazit

Das Arzneimittel wird erst nach einem positiven Test eingesetzt, Überschneidungen gibt es lediglich beim Geschmacksverlust.

Im Netz wird momentan oft behauptet, dass das Medikament Paxlovid inszenierter Weise zu einer Coronainfektion führen kann. Angeblich seien die Nebenwirkungen des Medikamentes täuschend ähnlich zu den Symptomen des SARS-CoV-2, wodurch es zu „Herdenläufen zu Teststationen“, einer Vielzahl von falsch positiven Tests sowie zu einer inszenierten neuen Covid-Welle im Herbst dieses Jahres kommen würde. Was ist dran an dieser Behauptung?

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Screenshot des Videos auf Telegram

Medikament lässt Covid-Symptome auftreten?

Auf Telegram und Instagram macht gerade ein Video die Runde, welches über das Medikament Paxlovid und seinen hervorgerufenen Nebenwirkungen informiert, die den Symptomen einer Coronavirus-Infektion stark ähneln sollen. „Je mehr dieses Medikament zu sich nehmen, umso mehr Symptome wird es geben, welche wiederum Herdenläufe zu Teststationen auslösen, woraufhin wieder etliche Falschergebnisse eine neue Welle begründen werden“, so heißt es im Netz.

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist das Arzneimittel seit Ende Januar 2022 bedingt in der EU zugelassen, es kann allerdings nur von einem Arzt verordnet werden.

In dem Video heißt es ab der 25. Sekunde, dass Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Probleme häufig auftretende Nebenwirkungen von Paxlovid seien und damit nah an den typischen Covid 19 Symptomen stehen. Der Packungsbeilage (S.6) nach zu urteilen, sind diese typischen Nebenwirkungen tatsächlich dem Medikament zuzuschreiben.

Das BfArM teilt gegenüber „Correctiv“ allerdings mit, dass auch wenn es eine gewisse Überschneidung des Nebenwirkungsprofils mit Covid Symptomen gebe, die häufigsten Symptomatiken des Virus keine Nebenwirkungen des Medikamentes darstellen: „Allerdings sind die häufigsten Symptome einer Corona Erkrankung (Husten, Fieber und Schnupfen) keine bekannten Nebenwirkungen von Paxlovid.“

Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stephan Kluge, schreibt, dass die Geschmacksstörungen die einzige Überschneidung zwischen den Covid-Symptomen und dem Nebenwirkungsprofil des Paxlovid seien. Aus diesem Grund ähneln sich Symptome und Nebenwirkungen grundsätzlich nicht.

Einsatz des Medikamentes

Paxlovid wird seit Beginn des Jahres 2022 von Ärzten verordnet, um das Coronavirus selbst zu behandeln. Erwachsene Patienten, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben und keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen, können das Medikament einnehmen. Als antivirales Arzneimittel soll Paxlovid „die Vermehrung des Virus in den Zellen und damit auch die Vermehrung des Virus im Körper“ stoppen, so ist es auf der Packungsbeilage zu lesen.

Paxlovid führt nicht zu erhöhten Fallzahlen oder falschen Positivmeldungen

Das Arzneimittel wird aufgrund seines Einsatzgebietes also nur verschrieben, wenn bei einer Person bereits das Coronavirus diagnostiziert wurde. Auch auf der Website des BfArM steht, dass die Verschreibung von Paxlovid zwingend einen positiven Corona-Nachweis voraussetzt. Hier reicht zwar zunächst ein Schnelltest, aber ÄrztInnen müssen in diesem Fall zusätzlich einen PCR-Test veranlassen. Auch Beate Grüner, Leiterin der Sektion Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Ulm, bestätigt gegenüber „Correctiv“, dass ein Testergebnis vorliegen muss.

Die Behauptung aus dem Video, dass je mehr Menschen Paxlovid einnähmen, desto mehr Symptome es geben würde und dass es zu einer Vielzahl von falschen Positivmeldungen kommen würde, ist demnach falsch.

Auch Stefan Kluge bestätigt, dass die Medizin nicht vorbeugend eingesetzt wird: „Das Medikament erhalten PatientInnen, die seit kurzer Zeit symptomatisch und noch nicht schwer erkrankt sind, aber Risikofaktoren für einen schweren Verlauf haben.“ Die Therapie beginnt also erst in den ersten fünf Tagen nach der bestätigten Infektion.

In der Statistik zählt das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Fall, wenn die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt ist, genau einmal und nicht mehrfach. Auch wenn sich eine Person also während der Einnahme von Paxlovid erneut testen lassen würde, zählt dies nicht als neuer Fall in der Statistik. Daher lässt sich auch die Aussage aus dem Video, dass sich durch die Einnahme von Paxlovid Fallzahlen erhöhen, nicht bestätigen.

Arzneimittel beeinflusst Testergebnisse nicht!

Schenkt man den Aussagen des Videos glauben, so würde eine Einnahme, mit den darauffolgenden Nebenwirkungen und einem Test an einer Covid Teststation zu einem positiven Test führen, da eine Person ja angeblich die gleichen Symptome verspürt, als trage sie das Virus in sich. Doch dem ist nicht so, da weder ein Antigen- noch ein PCR-Test auf Symptome der zu testenden Person anschlägt, so bestätigt es der Experte Kluge ebenso wie das BfArM. Antigen Tests reagieren auf Proteine, die im Coronavirus enthalten sind. PCR-Tests hingegen reagieren auf das Genmaterial des SARS-CoV-2. Damit sind beide Tests von Symptomen der Person unabhängig und können auch dann eine Infektion nachweisen, wenn jemand symptomfrei ist.

Fazit

Die Annahmen im Video sind größtenteils falsch. Die Symptome einer Corona-Infektion und die Nebenwirkungen von Paxlovid unterscheiden sich – eine Überschneidung gibt es lediglich beim Geschmacksverlust. Ebenso beeinflusst die Verschreibung von Paxlovid die Fallzahlen nicht, denn das Arzneimittel wird nicht vorbeugend eingesetzt, sondern, nur wenn ein positives Testergebnis vorliegt. Auch hat die Einnahme des Medikamentes genauso wie eventuelle Nebenwirkungen keinen Einfluss auf das Testergebnis.

Autor: Nick L.

Artikelbild: Instagram

Quelle:

Correctiv
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